Shigatse: Höhenausflug in den Wilden Westen Tibets

Wichtigstes Reiseutensil auf der Fahrt in den Südwesten Tibets sollte unser Reisepass sein. Wir verlassen die Stadt Lhasa, was für Ausländer nicht ohne weiteres möglich ist. Die Fahrt führte nach Shigatse, die zweitgrößte Stadt Tibets. Sie liegt 3840m hoch und ist ca. 354 km von Lhasa entfernt. Für die Strecke bräuchte man eigentlich nur ca. 4 Stunden. Wir haben letztendlich 10 Stunden gebraucht. Ihr denkt wahrscheinlich jetzt, dass wir aufgrund der schlechten Straßenverhältnisse so lange unterwegs waren. Doch das stimmt nicht. Die Straßen sind sehr gut ausgebaut. Es gibt jedoch überall Geschwindigkeitsbegrenzungen, oft nur 20km/h, wo weit und breit kein Haus zu sehen ist. Es stehen auch überall Blitzerattrappen und es gibt auf vielen Streckenabschnitten Zeitvorgaben, die eingehalten werden müssen und auch strengstens kontrolliert wurden. Unser Weg führte über 2 Höhenpässe. Zwischendurch immer wieder Zwischenstopps, um Bilder aufzunehmen. Doch erst jetzt wurde uns klar, warum wir ständig anhielten. Oftmals ging es dem Guide nicht um die schöne Landschaft, sondern hauptsächlich darum, dass wir uns langsam an die Höhe gewöhnen. Wir fuhren über den Kampa-la Pass (4797m) und trafen dort auf mindestens 1/2 Meter große Hunde mit dem Namen Tibetan Mastiff. Sie waren ursprünglich Hirtenhunde und werden heutzutage für bis zu 15000€ in China gehandelt. Auch hatten wir eine wunderschöne Aussicht auf den heiligen See Yamdrok-Tso. Er hat die Form eines Skorpions und sein Wasser ist so blau wie das Mittelmeer. 

Dass wir anfangs auf 4797m fahren werden, wussten wir eigentlich gar nicht so genau. Wir wussten nur, dass wir zum Ende der Fahrt einen 5000m hohen Pass überqueren werden. So spazierten wir unwissend auf 4797m Höhe auf einer Aussichtsfläche herum, machten Bilder von dem See und vorbeilaufenden Yaks. Yaks haben übrigens in Tibet einen hohen Stellenwert. Sie liefern dort seit Urzeiten den Menschen Fleisch, Butter, Milch, Fell, Leder und Wolle. Der Kot wird getrocknet und als Brennmaterial genutzt. Angeblich soll der getrocknete Kot geruchlos verbrennen. Des Weiteren werden Jaks noch heute als Zug- und Lastentiere in Tibet benutzt. Auch können sie tagelang ohne Futter und Wasser auskommen. Jungtiere hören bei Nahrungsmangel einfach auf zu wachsen, ohne Schaden zu nehmen. Ohne Yaks wäre ein bäuerliches Leben auf den Hochebenen Tibets nicht möglich. Wir haben uns natürlich auch gefragt, wie der buddhistische Glauben mit dem Verzehr von Yakfleisch in Tibet vereinbar ist. Nach dem buddhistischen Glauben ist es untersagt, ein anderes Lebewesen zu töten. Wenn ein Yak, und damit eine Seele getötet wird, können aber viele Menschen von dem Fleisch ernährt werden und von anderen Bestandteilen profitieren. Aus diesem Grund essen die Tibeter zum Beispiel keinen Fisch, da nur eine Person satt werden kann und damit die Tötung einer Seele nicht vertretbar ist. 

Nach einem kurzem Mittagessen auf 4400m höhe fuhren wir weiter. Berits Papa spürte wieder ein Druck auf dem Brustkorb und hatte plötzlich wieder ein komisches Gefühl im ganzen Körper. Berit fragte den Guide besorgt, ob wir jetzt auf 5050m hoch auf den Karo-la Pass fahren werden. Der Guide meinte nur: „we drove down now. And than up and down and up and down…“. Er hielt sich also bedeckt. Dann hielten wir wieder an einem Parkplatz an und wir sahen einen Gletscher auf 7206m Höhe. Als  wir wieder zum Auto gingen sagte uns der Guide, dass wir jetzt auf 5050m sind. Der Guide wusste also, wie man mit ängstlichen Touristen umgeht. 

Weiter ging die Fahrt nach Shigatse. Am Abend kamen wir völlig erschöpft in unserem Hotel an. Am nächsten Morgen besichtigten wir das in Shigatse befindliche Kloster. Es ist der Sitz verschiedener Panchen Lamas. Hervorheben muss man hier einen Buddha, der vom 9. Panchen Lamas zum Gedenken der Millionen Toten des ersten Weltkriegs. Der Buddha ist 26 m hoch. Ein Finger hat alleine eine Länge von 1 Meter. Dort trafen auf einen älteren Herren, der versuchte mit Berits Papa Kontakt aufzunehmen. Wie uns der Guide später erzählte, dachte der ältere Herr, dass Berit´s Papa den jetzigen Dalai Lama in Deutschland getroffen hätte. Deswegen schüttelte der Mann Berits Papa auch zur Verabschiedung die Hand. Die Tibeter verehren nach wie vor den 14. Dalai Lama obwohl er sich seit über 60 Jahren nicht im Land befindet und das Besitzen bzw. Zeigen eines Bildes vom 14. Dalai Lama mit harter Strafe belegt wird. Die Rückfahrt führte durch Bergschluchten parallel des Brahmaputra vorbei. Die Straße kreuzten immer wieder Ziegen, Kühe, Yaks, Hunde und Menschen. Auch fuhren wir durch kleine Dörfer, welche uns die Armut auf den Land vor Augen führte. Die Menschen müssen hart arbeiten um zu überleben und haben natürlich eine viel geringere Lebenserwartung als wir. Am späten Nachmittag waren wir wieder in unserem geliebten Hotel in Lhasa. 

Yak
Yak
Parabolspiegel zum Erhitzen von Wasser
Parabolspiegel zum Erhitzen von Wasser

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