Mandalay: Königsstadt Mandalay

Als wir aufwachen ist es 10:00 Uhr. Oh Schreck. Jetzt haben wir das Frühstück verschlafen. Das gibt es nämlich im Hotel nur bis 9:30 Uhr. Aber dafür geht es uns nach dem nächtlichen Unwohlsein wieder besser. Wir fragen tripadvisor, wo wir denn ohne nachträgliche Überraschungen in Mandalay Frühstück bzw. Mittag essen können. Die Entscheidung war schnell gefallen. Tamas wollte heute nämlich noch unbedingt zu dem Königspalast des Stadtgründers König Mindon. Der Sage nach kam eines Tages Siddharta Gautama persönlich in die  Mandalay-Region. Er bestieg den Berg Mandalay und prophezeite, dass am Fuße des Berges eine bedeutende Stadt und buddhistische Metropole entstehen wird. Während der Herrschaft von König Mindon (vorletzter König Myanmars) , ließ er diese Prophezeiung verwirklichen, indem er im Jahre 1857 seinen Palast aus der Nachbarstadt Amarapura nach Mandalay bringen und dort eine Stadt nach Maß erbauen ließ. Deswegen sind alle Straße im rechten Winkel angelegt und nummeriert. Mandalay wurde Hauptstadt Myanmars. Doch schon 28 Jahren später haben die Briten die Stadt eingenommen und ganz Myanmar zum britischen Reich erklärt. Während des Zweiten Weltkrieges zwischen den Briten und den Japanern, wurden dann u.a. der Königspalast, tausende Pagoden und Klöster vollständig zerstört. Auch die traditionellen Teakholzhäuser sind fast komplett aus dem Stadtbild verschwunden. Heute verschönern mehrstöckige Betonbauten die Straßen Mandalays.

Wir wollten uns heute ein Bild von dem wiederaufgebauten Königspalastes machen und gingen zu Fuß in Richtung Königspalast. Unterwegs sahen wir viele Menschen, die am Kanal/Burggraben rund um den Königspalast "picknickten" oder sich einfach mit Freunden trafen und in der Sonne saßen. Einer von ihnen war ein Mitte fünfzigjähriger Mann. Er erzählte uns, dass er nicht mehr als Mathelehrer arbeiten dürfe, da er sich kritisch gegenüber der damaligen Militärdiktatur äußerte. Als wir ihm erzählten, dass wir zum Königspalast wollen, versuchte er uns davon abzuhalten. Mit einem Besuch würden wir nur die noch immer im Hintergrund aktive Militärdiktatur unterstützen, außerdem sei der Königspalast nicht sehenswert. Daraufhin gingen wir erstmal zur Stärkung in das von Berit vorher herausgesuchte Restaurant "City Cafe" in der Nähe des "Touristeneingangs" zu dem Gelände des Königspalastes. Insgesamt gibt es 4 Eingänge, jedoch dürfen Ausländer nur durch den Osteingang auf das Gelände des Königspalasts kommen. Nach einer kleinen magenschonenden Kartoffelsuppe machten wir uns trotz der Warnung auf zum Königspalast. Dort wurden wir erstmal von Soldaten am Betreten des Geländes gehindert. Nachdem wir Eintrittskarten gekauft und unsere Reisepässe!!! abgegeben hatten, sah dass dann schon wieder ganz anders aus. Zu Fuß erkundeten wir das Gelände und wurden tatsächlich mehr oder weniger enttäuscht. Der Nachbau des Königspalastes wirkte auf uns einfach und lieblos. In der brütenden Nachmittagshitze wandelten wir über die fein und akkurat angelegten Sandwege und vertrockneten Grasflächen. Der einzige Lichtblick auf dem Gelände war ein kräftiger junger Rotschopf aus Europa. Ihm ging es wohl genauso. Er nickte uns zu und wir lächelten uns an. Erschöpft von der Hitze und etwas niedergeschlagen von dem ernüchternden Nachbau des Königspalastes, holten wir unsere Reispässe wieder ab und setzten unseren Weg in Richtung Altstadt fort. Wir besuchten die Shwenandaw Pagoda, das einzig erhaltene Gebäude von dem damaligen Königspalastes. Es waren die Privaträume des Königs. König Minors Sohn ließ die Pagoda wohlwissend im Königspalast abbauen und am Fuße des Berges Mandalay wieder aufbauen. Hier bekommt man einen kleinen Eindruck, wie prachtvoll der gesamte Königspalast eigentlich ausgesehen haben muss. Die Pagoda besteht aus dunklen Teakholz und tausende Schnitzereien verzieren die schweren Teakholztüren, Balken und Wände. Zwischen den dicken dunklen Teakholzpfählen entdeckten wir auch wieder den Rotschopf. Doch uns war nicht nach oberflächlichen Reisegesprächen. So setzten wir unseren Weg zu der Anlage der Kuthodaw-Pagoda fort. Auf dem Weg dorthin fuhr auf der anderen Straßenseite gemütlich mit einem Fahrrad jemand an uns vorbei... Dreimal dürft ihr raten, wer es war. :)

An der prunkvollen Kuthodaw Hauptpagoda war ein Meer an kleineren Pagoden zu sehen. Diese Mini-Pagoden sind in geordneten Reihen erbaut. In jeder dieser Pagoden stehen Marmortafeln mit buddhistischen Lehrtexten. Die über 729 Marmortafeln bilden zusammen das größte Buch der Welt und gehört zum UNESCO Weltkulturerbe. Doch uns blieb nicht viel Zeit, da wir bis zum Sonnenuntergang noch den Mandalay Berg besteigen wollten. Nachdem wir uns zu dem versteckten Weg zum Mandalay Berg durchgefragt hatten, mussten wir am Fuße des Berges und am Anfang des Treppenaufgangs mal wieder unsere Schuhe ausziehen. Die nächsten 60 Minuten liefen wir also barfuss Stufe für Stufe vorbei an prächtigen, glänzenden Pagoden, den Berg hinauf. Auf halber Strecke kommen wir mit einem jungen Mönch ins Gespräch. Er möchte gerne sein Englisch verbessern und fragt, ob er uns auf dem Weg zum Gipfel des Berges begleiten darf. Natürlich darf er das.  Wir lernten viel über sein Klosterleben und buddhistische Traditionen. Er interessierte sich sehr über unser Leben in Deutschland und unsere bisherige Reise. Am Gipfel angekommen staunten wir nicht schlecht. Anscheinend hatte sich halb Mandalay hier oben versammelt. Auch unseren noch unbekannten neuen Freund mit den roten langen zotteligen  Haaren sahen wir wieder. Er war zum Glück abgelenkt und unterhielt sich mit einem anderen Mönchen angeregt über Gott und die Welt. Auch er schien den Sonnenuntergang zu verquatschen. :)

Zum Abschluss wollte uns der Mönch helfen ein Taxi/Motorradtaxi zu finden, dass uns sicher zurück in die Stadt bringt. In der Dunkelheit wollten wir ungern zwischen all den streunenden Hunden zurück laufen. Doch schon am Ausgang warteten mindestens 8 vermeintliche Taxifahrer auf uns und fragten ununterbrochen, wo wir denn hinfahren möchten. Natürlich waren wir genervt und wollten erstmal in Ruhe unsere Schuhe anziehen. Der Mönch hatte der Anblick wohl auch etwas die Sprache verschlagen, v.a. weil Berit ihm eine halbe Stunde vorher erzählte, dass sie es nicht verstehe, warum die Taxifahrer uns immer so bedrängen müssen. In solchen Momenten scheinen Taxifahrer auch nicht "no" oder "one moment" zu verstehen. Berit wurde all diese Taxifahrer am liebsten zum Mond schießen und dann in Ruhe sich selbst einen Taxifahrer aussuchen. Doch die Taxifahrer lassen nicht locker. Selbst als wir ihnen sagen, dass wir ihrer Preisvorstellungen zu teuer finden und in die Stadt laufen werden, verfolgen sie uns hartnäckig in einer Traube weiter. Nach und nach sprang ein "Taxifahrer" nach dem anderen ab, bis der letzte auf unser Preisangebot einging. Natürlich ein Glücksgriff. Ohne Licht aber mit einem eigentlich total lustigen und freundlichen Taxifahrer ging es dann zu dritt auf dem Motorrad bergab in  Richtung Innenstadt. Da wir hungrig waren, ließen wir uns gleich wieder zum City Cafe bringen und aßen italienische Spaghetti. An myanmesische Köstlichkeiten vom Straßenrand trauen wir uns erstmal noch nicht ran. Nach dem Essen mussten wir 30 Minuten laufen, bis wir ein neues Motorradtaxi fanden. Wir liefen in Richtung des kleinen Marionettentheaters, das wir am ersten Abend besuchten. Dort trafen wir auf einen Angestellten, der uns natürlich sofort erkannte und ein Motorradtaxi arrangieren konnte. Öffentliche Taxen gib es dort nämlich kaum und auch nur an touristischen Plätzen nehmen einen die Taxifahrer mit offenen Armen in Empfang. Dafür soll man dann natürlich den dreifachen Preis bezahlen als eigentlich üblich. :)

Völlig erschöpft fielen wir heute Abend ins Bett und freuen uns auf die morgige gebuchte Tour mit einem Fahrer. 

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