Rangun: Das Attentat

Die Bahnstation ist nicht weit von unserer Unterkunft entfernt. Nach so viel Luxus mit privaten Fahrern, nehmen wir natürlich den Zug ins Stadtzentrum. Das kleine Bahnhofsgebäude aus Holz steht unscheinbar zwischen den Bäumen. Dort gibt es Zugtickets für wenige Cents zu kaufen. Aus dem Zug heraus beobachten wir vorbeiziehende grüne Felder und Gärten, die auf den Wasserflächen eines Kanals liegen. Auf diesen arbeiten Menschen, die bis zur Hüfte im Wasser stehen. Die Sonne scheint heute extrem stark und die Luft ist trocken. Wir sehen viele Menschen mit Sonnenschirmen, um sich vor der Sonne zu schützen. So einen hätten wir in diesem Moment auch gut gebrauchen können, als wir in der knallenden Hitze durch die Straßen wandelten. Wir flüchten vor der Hitze in eine Markthalle. Doch dort scheint es nur Schmuck und Steine zu geben. Wir irren weiter durch kleine Straßen, bestückt mit bunten maroden Wohnhäusern. An einem großen Kreisel erblicken wir die Sule Pagode. Sie liegt mitten auf einem stark befahrenen Kreisverkehr. Auf dem Platz neben dem Kreisel sind verschiedene Kolonialbauten zu sehen, die an die Zeit der englischen Herrschaft erinnern. Nachdem wir unsere Postkarten bei der Post abgaben, liefen wir zum Flussufer. Der Ausblick war eher ernüchternd. Dunkel braunes Wasser und paar kleine Fischerboote. Nichts wie weg :) Nächste Station ist der wichtigste und heiligste Ort Myanmars sowie eine der berühmtesten Stupas in der Welt, die Shwendagon Pagode. Ihre Kopie in Naypyidaw haben wir ja schon gesehen. Aus allen vier Himmelsrichtungen kann man den Hügel besteigen. Jeweils riesige Treppenaufgänge führen nach oben. Ausländer müssen mal wieder Eintritt bezahlen. Das Gelände rings um die Hauptpagode ist bestückt mit vielen verschiedenen bunten oder goldenen kleineren Gebäuden und Stupas. Dichtes Gedränge. Hier ist eindeutig mehr los als in der Hauptstadt. In einem der Nebengebäude finden wir den Fußabdruck Buddhas. Nach dem Sonnenuntergang erstrahlen die in Myanmar anscheinend sehr populären LED-Lichter auf den Buddhastatuen und Pagoden. Wir nehmen einen Taxi zurück ins Hotel. Unsere Fahrt dauert aber eine halbe Ewigkeit. Es gibt nämlich überall Straßenzüge. Es wird noch immer das chinesische Neujahrsfest gefeiert. Im Hotel erreicht uns eine Nachricht über einen muslimischen Politiker, der heute Abend auf dem Ranguner Flughafen getötet wurde. Er wollte vor dem Flughafen in ein Taxi einsteigen, als ein Mann ihn mit einem Kopfschuss tötete. Der Taxifahrer wurde ebenfalls erschossen, weil er dem Täter folgte und ihn fassen wollte. Seine Kollegen zögerten aber nicht, mit vereinigten Kräften und einer großen Portion Zivilcourage entwaffneten sie den Attentäter noch bevor die Polizei kam. Der Politiker war übrigens ein Berater der jetzigen Außenministerin Aung San Suu Kyi. Sie setzt sich in Myanmar seit jeher für eine gewaltfreie Demokratisierung sowie gegen Unterdrückung und soziale Ungerechtigkeit im Land ein. 1991 erhielt sie für ihre Bemühungen den Friedensnobelpreis, woraufhin sie von der damaligen Militärdiktatur über 10 Jahre unter Hausarrest gestellt wurde und zeitweise sogar im Gefängnis einsitzen musste. 

Da unser Flieger morgen von diesem Flughafen nach Bangkok startet, schlafen wir mit mulmigen Gefühlen ein. Wir hoffen, dass wir sicher und ohne Verspätungen morgen wieder in Bangkok landen werden. 

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