Sapa: Queen Cafe VIP Bus

Wir blieben nur eine Nacht in Hanoi. Den nächsten Tag sollte es mit dem Bus nach Sapa ins vietnamesische Hochland an der Grenze zu China gehen. Das Busticket hatte für uns das Hotel in Sapa gebucht. Tamas unterrichtete am Abend vor unserer Weiterreise den Hotelier in unserer Unterkunft in Hanoi von unseren weiteren Reiseplänen. Als Tamas den Namen des Busunternehmens erwähnte, welches uns am nächsten Morgen abholen sollte, beobachtete ich, wie der Hotelier Michael daraufhin seine rechte Augenbraue leicht anhob. Ich wusste sofort, dass das nichts Gutes bedeuten konnte. Beim Namen des Busunternehmens "Queen Café VIP Bus" ist das eigentlich nicht so richtig vorstellbar. Doch ich war zu müde, um weitere Nachforschungen anzustellen. Was vielleicht im Nachhinein auch besser war. :)

Fast pünktlich holte uns am nächsten Morgen ein Minivan von unserem Hotel in der Altstadt in Hanoi um ca. 6:45 Uhr ab und fuhr uns zum nahegelegenen Bus. Dort warteten wir dann noch gute 1,5 Stunden bis der Bus endlich losfuhr. Wieso, weshalb, warum wir so lange warteten, sagte uns niemand. Im Bus gab es nur Liegesitze. Die Gewinde der Rückenlehnen waren schon so ausgeleiert, dass diese nicht mehr aufrecht gestellt werden konnten. Auch die Kopfstützen waren nicht mehr brauchbar, da die Klettverschlüsse ihre Daseinsberechtigung verloren hatten. Die vorhandene ranzige Fleecedecke konnte man sich aber dafür ersatzweise gut unter den Kopf legen, wenn man sich in diese nicht hineinkuscheln wollte. Nein, dass wollte ich nicht wirklich. Alles war etwas dreckig und herunter gekommen. Zwischen Sitz und Buswand lag einiges an Müll. Egal, dachte ich mir. In 6 Stunden haben wir unser Ziel ja schon erreicht. Ich drehte mich zum Fenster und verband mich mit dem Wlan. So konnte ich ein bisschen chatten, lesen und mich ablenken. Diese 6 stündige Busfahrt hat übrigens satte 13$ gekostet, was in Asien ziemlich viel ist. Vor allem wenn man bedenkt, in welchem schlechten Zustand sich der Bus befand und welcher Service einem geboten wurde. Nämlich gar keiner. Es kam mir vor, als wären wir für den Busfahrer und der Busstewardesse unsichtbar gewesen.

Die Luft im Bus wurde zunehmend feuchter. Irgendwann war die Sicht nach draußen nicht mehr möglich. Das Kondenswasser von den Scheiben abwischen? Auf keinen Fall! Womit auch? Die Kleidung klebte ebenfalls an der Haut. Den anderen Mitfahrern war anscheinend auch alles andere als wohl. Manchmal drehte sich jemand um und schaute mit großen Augen zu den Liegekojen und den anderen Mitfahrern. In solchen Momenten zuckte meine rechte Augenbraue ganz von alleine und zog sich genauso wie bei Michael nach oben. Auch ich wollte nur noch eins: Ankommen und aussteigen. Der Busfahrer hielt es nichtmal für notwendig auch nur eine einzige Pause zu machen. So fuhren wir tatsächlich 6 Stunden lang ohne Pause durch. Für manche ohne Essen und Trinken. Zum Glück hatten Tamas und ich am Vortag noch Kekse, Bananen und Wasser gekauft. Sonst wäre ich wohl verhungert. Die letzte Stunde ging es dann in Serpentinen bergauf auf 1600m. Sehr unangenehm mit fast leerem Magen und in einer Liegeposition. Das Blut stieg mir in den Kopf und ich musste mich beherrschen, dass mir unter diesen Umständen nicht schlecht wurde. 

Sapa begrüßte uns mit seinen berühmten in Tracht gekleideten Hmong Frauen. "Helloooo", "You have a Hoteeeeel?", "Trekking tomorroooow?", "You come with meeee?", "Where are you come froooom?". Auch sie waren die Art von Menschen, die ein Lächeln und einen "No" von Touristen nicht verstanden. Das uns zwei Frauen die ersten paar hundert Meter (ver)folgten, war vorhersehbar und unvermeidbar. Erst als Tamas auf vietnamesisch nachdrücklich "Khong cam on" sagte, ließen sie von uns ab.

Sapa war in eine Nebeldecke eingehüllt. Es war kalt, feucht und man konnte keine hundert Meter weit sehen. Die Straßen und Wege waren zum Teil matschig und schlammig. Hotels und Restaurants waren aneinander gereiht. Zwischen ihnen immer wieder Baustellen. Nach ca. einem Kilometer Fußmarsch entschlossen wir uns doch ein Taxi zu unserem Hotel zu nehmen.

Als wir das Hotel erreichten, war ich im ersten Moment ein bisschen erschrocken. Zwischen all den Baustellen lag mutterseelenallein ein kleines schmales Hotel am Berghang. Von einem jungen Mann wurden wir herzlich empfangen. Wir bekamen ein schönes Zimmer. Eigentlich mit Blick auf die Berglandschaft und auf die berühmten Reisterrassen. Doch aus dem Fenster war nichts zu sehen außer einer weißen Nebelwand. Im Zimmer war es eisig kalt. Im Bad ein mehr oder weniger großes Lüftungsfenster, bloß eben ohne Fenster. Zum Glück gab es einen kleinen Heizstrahler und eine elektrische Wärmedecke im Bett. Diese stellten wir natürlich gleich auf Stufe 2 und kuschelten uns ins warme Bett. 

 

 

 

 

 

 

Referenzen zum "Queen Café VIP Bus"

Informationen über den Ort SaPa

Link zu unserer Unterkunft in Sapa Black H´Mong View Hotel

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